Mitwirken statt Abhängen: Ehrenamt im Ruhestand
Sie waren erfolgreich in ihren jeweiligen Berufen und haben nicht selten eine beeindruckende Karriere hingelegt. Ihren Ruhestand haben sie sich redlich verdient. Jeder hätte Verständnis dafür, wenn sie sich in der neuen Phase ihres Lebens allein eigenen Interessen widmen würden. Doch das ist nicht ihr Ding. Sie wollen stattdessen ihre Erfahrung und ihre Kompetenzen weiter in den Dienst des Allgemeinwohls stellen. Was motiviert Menschen dazu, sich nach Eintritt in den Ruhestand ehrenamtlich zu engagieren? Nachfolgend geben drei Vorstandsmitglieder des DRK-Ortsvereins Ravensberg etwas über ihre Beweggründe dafür preis.
Einer von ihnen ist der ehemalige Bürgermeister Klemens Keller aus der Bergstadt Borgholzhausen. Sein gesamtes Berufsleben lang war er Diener des Staates. Seine Stationen: Verwaltungslehre in der Geburtsstadt Mettingen, FH öffentliche Verwaltung in Münster, 18 Monate Bundeswehr in Flensburg, Bauamtsleitung in Twistringen, 1981 Wechsel in gleicher Funktion und als stellvertretender Stadtdirektor nach Borgholzhausen, dort von 1992 bis zu seiner Pensionierung 2015 zunächst Stadtdirektor und später populärer und mit 84 (!) Prozent Zustimmung vom Volk gewählter Bürgermeister.
Als das Ende seiner Dienstzeit nahte, erreichte ihn der Ruf des Deutschen Roten Kreuzes. „Der DRK-Ortsverein Ravensberg stand seinerzeit vor großen Aufgaben. Es ging insbesondere um die Zukunftssicherung von Haus Ravensberg“, erinnert sich Keller. Der amtierende Vorsitzende hatte hohen Respekt vor dieser Aufgabe. Für eine Nachfolge wurde jemand mit Kompetenzen in den Bereichen Bauen und Verwalten gesucht.
Klemens Keller ließ sich nicht lange bitten. Der ehemalige Bürgermeister hält es mit dem hinlänglich bekannten Wort des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“ Im Oktober 2015 ließ er sich deswegen von den Mitgliedern des Ortsvereins erstmalig zum Ersten Vorsitzenden wählen. Im Herbst diesen Jahres endet die aktuelle Wahlperiode. Dann will sich Keller, der zwischenzeitlich auf Kreisebene auch noch das Amt des stellvertretenden DRK-Präsidenten übernommen hatte, mit 74 Jahren endgültig zurückziehen und die Leitung des Ortsvereins in jüngere Hände geben.
Der Rückblick auf seine neun Jahre im Amt fällt positiv aus. Keller: „Es ist uns gelungen, das Haus Ravensberg zukunftssicher aufzustellen, die Finanzen des Ortsvereins zu konsolidieren, die Angebote im Sozialbereich auszubauen und etliche neue Mitglieder und damit Unterstützer für die DRK-Arbeit vor Ort zu gewinnen.“ Nicht zu unterschätzen: Auch für sich persönlich hat Klemens Keller großen Nutzen aus seinem ehrenamtlichen Engagement gezogen. Der scheidende Vorsitzende: „Ich hatte spannende und abwechslungsreiche Aufgaben zu erfüllen. Der Einsatz für die Allgemeinheit und die Möglichkeit zum Gelingen auch schwieriger Projekte beizutragen, hat mir große Freude bereitet. Mit dieser Erfahrung würde ich mich immer wieder für die Annahme eines solchen Ehrenamts entscheiden.“
Auch Erhard Günner bekleidete vor seinem ehrenamtlichen Engagement ein wichtiges Amt in der öffentlichen Verwaltung. Drei Jahrzehnte lang zeichnete er als Kämmerer für die Finanzen der Stadt Halle verantwortlich. Mit seinen dabei gesammelten Erfahrungen und seinem Wissen war Günner im Jahr 2013 so etwas wie eine Idealbesetzung für das Schatzmeisteramt im DRK-Ortsverein Ravensberg. Nach elf Jahren in dieser Funktion hat sich auch der heute 75-Jährige dazu entschieden, sein Amt in jüngere Hände zu geben. Aus Überzeugung hatte sich das langjährige DRK-Fördermitglied zu einem ehrenamtlichen Engagement entschieden. Günner: „Das Rote Kreuz ist eine phantastische Einrichtung, die ich gerne unterstützt habe.“ Worauf der scheidende Schatzmeister mit Stolz zurückblickt: „Dass es uns gelungen ist, das Gebäudes des Henry-Dunant-Hauses optimal zu nutzen und mit der Vermietung von Räumlichkeiten eine zusätzliche Ertragsquelle für die DRK-Arbeit vor Ort zu erschließen.“
Keinen Bezug zum Deutschen Roten Kreuz hatte während ihres Berufslebens Jutta Albert. Das änderte sich für die ehemalige Richterin und langjährige Vorsitzende der Schwurgerichtskammer am Landgericht Bielefeld vor sieben Jahren mit dem Eintritt in den Ruhestand. Da wurde sie von einer Freundin gefragt, ob sie bei den Blutspendeterminen des Ortsvereins Ravensberg etwas helfen könnte. Albert sagte „Ja“ und begann damit, sich um das Wohl der Spender:innen zu kümmern und sie nach dem Aderlass mit einem kleinen Imbiss zu verwöhnen. Heute ist die 70-Jährige aus dem Haller „Team Blutspende“ nicht mehr wegzudenken. Bei jährlich 20 Spendetermine in Borgholzhausen, Brockhagen, Halle, Steinhagen und Werther nimmt sie die Daten der Spender:innen auf, wechselt im Ruheraum das ein oder andere Wort mit ihnen und sorgt beim anschließenden Imbiss dafür, dass sie wieder zu Kräften kommen. Darüber hinaus stieg sie in die Vorstandsarbeit ein – zunächst als Beisitzerin und seit nunmehr drei Jahren als Zweite Vorsitzende des Ortsvereins. Das alles bereitet der pensionierten Richterin große Freude. Albert: „Besonders wichtig sind mir die Gespräche mit den Blutspender:innen. Diese zwischenmenschlichen Kontakte empfinde ich auch für mich persönlich als außerordentlich bereichernd.“
Breites Angebot für ehrenamtliche Mitarbeit
Wer dem Beispiel der drei Vorstandsmitglieder folgen möchte und sich ein ehrenamtliches Engagement beim Deutschen Roten Kreuz vorstellen kann, findet dafür unter dem Dach des DRK-Ortsvereins Ravensberg ein reichhaltiges Betätigungsangebot auf allen Ebenen. Spezielle Qualifikationen oder Erfahrungen sind dazu generell nicht nötig. Grundvoraussetzung ist allerdings die Bereitschaft zum Dienst am Nächsten. Wirkungsstätte kann zum Beispiel – wie im Falle von Jutta Albert – der Bereich Blutspenden sein. Stets willkommen sind auch Menschen, die sich im Sozialen Arbeitskreis engagieren, um älteren oder behinderten Mitbürger:innen ein paar unbeschwerte Stunden zu bereiten. Immer auf der Suche nach helfenden Händen sind die Mitarbeiter:innen des DRK-Kleiderlädchens in der Bismarckstraße. Darüber hinaus sind perspektivisch zwei Posten im Vorstand neu zu besetzen, weil im Herbst der Erste Vorsitzende Klemens Keller und Schatzmeister Erhard Günner aus dem Amt scheiden. Schon jetzt ist der DRK-Ortsverein auf der Suche nach geeigneten Nachfolgekandidaten. Wer sich ein derartiges Engagement vorstellen kann, findet für ein unverbindliches Gespräch in den beiden Amtsinhabern ideale Ansprechpartner. Allen potenziellen Interessent:innen für ein ehrenamtliches Engagement im DRK-Ortsverein Ravenberg stehen ansonsten für eine erste Kontaktaufnahme die Telefonnummer 05201 8154-0 und die E-Mail-Adresse info(at)drk-halle-westfalen.de zur Verfügung.