Nicole Röthe und ihr Engagement für mehr Miteinander
Nicole Röthe ist Quartiersmanagerin Am Blömkenberg und verantwortlich für das Projekt „Miteinander und nicht allein“ des NRW-Sozialministeriums. Der Auftrag der 49-jährigen gelernten Ergotherapeutin: Menschen aus dem DRK Haus Ravensberg und Bewohner:innen aus der Nachbarschaft näher zusammenbringen, ihnen damit mehr Teilhabe am Leben verschaffen, um so zu einer höheren Lebensqualität beizutragen. Das ist in Zeiten einer Pandemie mit all ihren Kontaktbeschränkungen eine enorme Herausforderung. Doch die Bilanz nach einem Jahr intensiver Projektarbeit kann sich sehen lassen: Nicole Röthe hat den Kopf voller Ideen und in den vergangenen zwölf Monaten schon viel bewegt und bewirkt. Augenblicklich ist sie dabei, ein immer dichteres Netz unter allen Beteiligten zu knüpfen.
Los ging es vor einem Jahr mit einer Art Bedarfsanalyse. Röthe: „Ich habe mich per Infopost an alle im Quartier lebenden Menschen gewandt und konkret gefragt: Was brauchen Sie und was wünschen Sie sich zur Verbesserung Ihrer Lebenssituation?“ Der Rücklauf war ermutigend, die Antworten meist konstruktiv. Röthe: „Ich habe aus den Rückmeldungen vor allem den Wunsch nach konkreten Unterhaltungsangeboten und mehr persönlichem Kontakt von Mensch zu Mensch entnommen.“
Ein daraufhin einberufener „Runder Tisch“ mit Bewohnern, Vertretern der Stadt und anderen Beteiligten offenbarte nicht nur Defizite, sondern lieferte auch etliche Verbesserungsvorschläge. Auf der Wunschliste ganz oben: Ein Ort der Begegnung und mehr Natur im Quartier, barrierefreie fußläufige Verkehrswege und praktische Hilfe bei der Nutzung des Internets mit seinen vielfältigen Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation.
Alles in allem reichlich Handlungsbedarf und damit ein gut gefülltes Aufgabenheft für die Quartiermanagerin, die sich sogleich an die Arbeit machte. Röthe organisierte Feste zum Kennenlernen am „Tag der Nachbarn“ und am „Weltseniorentag“, sie engagierte den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr für zwei „Gute-Laune-Konzerte“ und holte einen Alleinunterhalter ins Quartier, der die Bewohner:innen in der Lockdown-Phase mit Gitarre und Gesang erfreute. Künftig soll es unter dem Motto „Jazz für die Seele“ in jedem Monat ein Freiluft-Konzert geben.
Auch den Wunsch vieler älterer Mitbürger:innen nach mehr Internet-Kompetenz konnte Röthe erfüllen. Die Quartiersmanagerin nahm Kontakt zur Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule auf und gewann zehn Schüler:innen für ein ehrenamtliches Engagement. Als „Digitalpaten“ zeigten sie den interessierten Seniorinnen und Senioren unter anderem, wie sie Nachrichten elektronisch austauschen oder per Video-Chat mit ihren Angehörigen kommunizieren. Dieser Internet-Einführung in Präsenzform folgte für die Fortgeschrittenen ein Online-Digitalkurs, zusammen mit Janine Berger, Leiterin des Sozialdienstes im DRK Haus Ravensberg. Zu einem Gewinn für beide Seiten entwickelte sich der vor Kurzem geknüpfte Kontakt zu einer IT-begeisterten iranischen Flüchtlingsfamilie. Nicole Röthe: „Die Iraner schulen unsere Senioren seit Neuestem im Umgang mit dem Computer und erweitern dabei so ganz nebenbei ihre Kenntnisse der deutschen Sprache.“
Viel Herzblut hat die engagierte Projektleiterin auch in die Weiterentwicklung des Wohnumfelds gelegt. Davon zeugen etliche Neuanpflanzungen zur Begrünung, die Aussaat bienenfreundlicher Pflanzen und Gewächse, die geplante Anlage eines ‚Grünen Rundwegs‘ oder die Aufstellung einer Ansitzstange für Greifvogel. Das neueste Projekt von Röthe auf diesem Gebiet ist zugleich ihr Lieblingsprojekt: Die Einrichtung eines Begegnungsplatzes. Dieser befindet sich vor dem Stromhäuschen unterhalb vom Haus Ravensberg. Eine so genannte Plauderbank, gefertigt in den Dissener „Noller Schlucht“-Werkstätten, ist bereits vorhanden. In einem zweiten Schritt will Röthe die Wand des Häuschens von einer Bielefelder Künstlerin bemalen lassen. Große Freude herrscht bei der Quartiermanagerin darüber, dass die Finanzierung des Vorhabens durch ein Sponsoring der Westenergie AG gesichert ist.
Stichwort „sicher“: Um das Thema „sichere und barrierefreie Verkehrswege“ ging es Röthe bei einem gemeinsamen Termin mit der Wohnberatung Gütersloh. Röthe: „Das Ergebnis war erschreckend. Viele Bordsteine auf dem Weg ins Zentrum sind nicht abgeflacht und damit schwer passierbar für Menschen mit Rollator. Und bei den Geschäften verfügt nur jedes vierte über einen rollstuhlgerechten Zugang.“ In Gesprächen mit Ladenbesitzern und Vertretern der Stadt will Röthe hier auf die besonderen Bedürfnisse ihrer meist älteren und in ihrer Mobilität eingeschränkten Klientel aufmerksam machen. Dafür und für die vielen Ideen, die sonst noch in ihrem Kopf herumspuken, wird Nicole Röthe einen langen Atem benötigen. Was ihr dabei entgegenkommt: Als passionierte Langstreckenläuferin ist sie mit einer überdurchschnittlichen Kondition ausgestattet.