Das Deutsche Rote Kreuz und seine Rolle im Rettungsdienst
In der Stadt Rheda-Wiedenbrück hat die Politik beschlossen, den bislang eigenen Rettungsdienst in andere Hände zu geben. Von dieser Entscheidung betroffen sein könnte auch die Rettungswache des DRK, die seit annähernd 65 Jahren den Regel-Rettungsdienst in der Stadt unterstützt. Weil mit Aufgabe der letzten DRK-Rettungswache im Kreis Gütersloh ein wichtiges Betätigungsfeld für ehrenamtliche DRK-Einsatzkräfte verloren gehen würde, hat sich der Kreisverband öffentlich zu Wort gemeldet. Das nachfolgende Positionspapier ist in einem Pressegespräch Vertretern lokaler Medien vorgestellt worden. Außerdem hat es der Kreisverband den Fraktionen im Stadtrat und im Kreistag sowie den Bürgermeistern aller 13 Kreiskommunen zur Kenntnis gegeben.
Der Rettungsdienst Rheda-Wiedenbrück und die Hilfsorganisation DRK
Vorbemerkung
Der Rat der Stadt Rheda-Wiedenbrück hat in seiner Sitzung vom 19. Juni mit Mehrheit den Beschluss gefasst, den bislang in städtischer Trägerschaft betriebenen Rettungsdienst abzugeben und mit dem Kreis Gütersloh das weitere Vorgehen dazu abzustimmen. Der DRK Kreisverband Gütersloh hat das Votum der Bürgervertretung zur Kenntnis genommen. Die getroffene Entscheidung hat mit großer Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auf das Deutsche Rote Kreuz als langjährigen Partner der Stadt Rheda-Wiedenbrück im Rettungsdienst und als Anbieter von Sanitätsdiensten bei öffentlichen Großveranstaltungen. Vor diesem Hintergrund hält es der DRK Kreisverband Gütersloh für geboten, die Öffentlichkeit über mögliche Folgen des getroffenen Beschlusses zu informieren und aufzuklären.
Vorgeschichte und Status quo
Das Deutsche Rote Kreuz und die Stadt Rheda-Wiedenbrück verbindet auf dem Gebiet des Rettungsdienstes eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Rettungswache in der Fuggerstraße 11 – hervorgegangen aus der in den 50er Jahren ins Leben gerufenen, weit und breit einzigartigen „DRK-Hilfsstation“ an der A 2 - ist an Wochenenden und Feiertagen in den Regel-Rettungsdienst der Stadt eingebunden. Für den DRK-Ausbildungsbetrieb ist die Station von großer Bedeutung, da hier Einsatzkräfte aus dem gesamten Kreisgebiet wertvolle Praxis-Erfahrungen sammeln können. Zudem ist die Stadt Rheda-Wiedenbrück im Frühjahr dieses Jahres vor dem Hintergrund eines personellen Engpasses im Rettungsdienst mit einem Hilfegesuch an das DRK herangetreten. Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes haben daraufhin über einen mehrwöchigen Zeitraum den Regel-Rettungsdienst der Stadt unterstützt. Zwischenzeitlich hat die Stadt auch für die Monate Juli bis Oktober um eine entsprechende Hilfeleistung gebeten. Seit Monatsbeginn befinden sich zahlreiche Fachkräfte des DRK, darunter langjährige ehrenamtliche Rettungsdienstmitarbeitende ebenso wie neueingestellte hauptamtliche Mitarbeiter:innen, im Einsatz für die Stadt Rheda-Wiedenbrück.
Bedeutung des Rettungsdienstes für das DRK
Der Rettungsdienst ist eine zentrale Aufgabe des Deutschen Roten Kreuzes. Er leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt, zur Sicherstellung von Sanitätsdiensten, zur nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und zum Katastrophenschutz in Rheda-Wiedenbrück. Vor diesem Hintergrund ist er an vielen Stellen ein Gewinn für die Menschen in dieser Stadt.
Änderungen Notfallsanitätergesetz und Konsequenzen daraus
Zum 1. Januar 2027 treten wichtige Veränderungen im NRW-Notfallsanitätergesetz in Kraft. Im Kern geht es um mehr Kompetenzen für das Rettungsfachpersonal, was eine höhere Qualifikation voraussetzt. Konkret bedeutet dies, dass jeder Rettungswagen mit einem/einer hauptamtlichen Notfallsanitäter:in besetzt sein muss. Voraussetzung für die Ausübung dieses Berufes sind eine dreijährige Ausbildung und danach alljährlich zahlreiche Fortbildungsstunden. Ehrenamtlich ist dies nicht zu leisten. Dazu bedarf es hauptamtlicher Strukturen. Hilfsorganisationen wie das DRK sind bereit, Einsatzkräfte mit den geforderten Qualifikationen zu stellen. Dazu ist es jedoch unerlässlich, dass sie am Rettungsdienst beteiligt werden.
In einer gemeinsamen Erklärung, die im März dieses Jahres an die zuständige Stelle im Kreis Gütersloh gegangen und bislang unbeantwortet geblieben ist, kommen der Rotkreuzbeauftragte Jürgen Strathaus und der Maltester Hilfsdienst-Stadtbeauftragte Gütersloh Thorsten Heß als aktive Katastrophenschützer zu der folgenden Einschätzung und Empfehlung:
„Die mit Einheiten im Katastrophenschutz und der Gefahrenabwehr mitwirkenden anerkannten Hilfsorganisationen im Kreis Gütersloh sollten zukünftig die Möglichkeiten erhalten, wieder im Rettungsdienst mitzuwirken, Wachen zu betreiben, Notfallsanitäter:innen nach Tarifvertrag anzustellen und selber auszubilden.“
Wenn professionelle Strukturen fehlen, Aus- und Fortbildung nicht mehr im eigenen Verband erfolgen, leidet die Bereitschaft zum Engagement. Zu befürchten ist, dass dies dann auch Beeinträchtigungen in der Qualität der Leistungen nach sich zieht. Wenn Hilfsorganisationen nicht mehr über das entsprechende Personal verfügen, werden sie auch keine Rettungswagen mehr vorhalten. Damit drohen negative Auswirkungen in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr, im Katastrophenschutz und bei großen Schadenslagen. Betroffen wären auch zahlreiche Großveranstaltungen wie der Karneval, die Schützenfeste oder die Herbstkirmes, da Hilfsorganisationen wie das DRK ohne Einbindung in den Rettungsdienst nicht mehr über hinreichend qualifiziertes Personal für die Besetzung von Fahrzeugen und damit den erforderlichen Sanitätsdienst verfügen würden.
Abschlusserklärung und Ausblick
In der politischen und öffentlichen Diskussion über die Übertragung des Rettungsdienstes der Stadt Rheda-Wiedenbrück an den Kreis Gütersloh sind die möglichen Auswirkungen auf das DRK als Hilfsorganisation und die mittelbaren Folgen für die Bevölkerung bislang nicht zur Sprache gekommen. Vor diesem Hintergrund war und ist es das Anliegen des DRK Kreisverbands, die Bevölkerung darüber umfassend und sachlich zu informieren.
Das Deutsche Rote Kreuz ist bereit, die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Stadt Rheda-Wiedenbrück im Bereich des Rettungsdienstes zum Wohle der Menschen fortzusetzen. Für Gespräche in dieser Angelegenheit steht die Hilfsorganisation Vertreter:innen von Rat und Verwaltung jederzeit zur Verfügung. Das DRK sieht für den Fall seiner Beteiligung eine realistische Chance, zu einer guten und einvernehmlichen Lösung für alle ehren- und hauptamtlichen Kräfte im Rettungsdienst zu kommen.